
FINDORFF
Ausgezeichneter Käsegenuss
Im Findorffer Käsekontor
Text: Alexander von der Decken
Fotos: Vera Döpcke
Eine Frage vorweg: Das Magazin „Der Feinschmecker“ hat in diesem Sommer die besten 15 Käsegeschäfte Deutschlands gekürt – können Sie sich vorstellen, dass eines davon in Bremen zu finden ist? Ja, nein, vielleicht – Sie wissen es nicht? Die Antwort ist ein klares JA. Überreicht wurde die Urkunde an Katrin Grosch, die in der Hemmstraße 180 das Findorffer Käsekontor betreibt. Doch wie kommt man zu solch einer Ehrung? „Zuallererst einmal, so Katrin Grosch, „aus Liebe zum Produkt!“ und dadurch, „dass man auf irgendeine Art und Weise mit seinem Tun und Streben öffentlich aufgefallen ist.“ Ein Statement, das eine andere Frage nach sich zieht: „Wie kommt man auf den Käse?“ Für die gebürtige Bremerin war es eine sehr frühe Begegnung, nämlich schon während der Schulzeit in Form eines Nebenjobs. Bei einem Bremer Markthändler, der auf Käse spezialisiert war, sammelte sie ihre ersten Erfahrungen. Dabei sollte es nicht bleiben, Katrin Grosch entdeckte ihre Leidenschaft für alles, was mit diesem edlen Milchprodukt zu tun hat. Sie absolvierte eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau mit der Fachrichtung Milch, Molkereiprodukte und Wein und erhielt von der Hermann-Leverenz-Stiftung eine Auszeichnung für ihre herausragende Leistung.
Damit nicht genug: Wer sich in die Welt des Käses begibt, den springen manche Namen regelrecht an. Der Gouda beispielsweise. Wer hinter die Kulissen schauen will, der muss reisen, und zwar in die Niederlande. Und so machte sich Katrin Grosch 2010 auf den Weg. Sie bereiste das Land kreuz und quer, besuchte Käsereien, Großmolkereien und bäuerliche Kleinbetriebe und sammelte Erfahrungen. Grosch geht es nicht darum, einfach durch irgendwelche Betriebe zu stapfen, sondern darum, den Menschen auf die Finger zu schauen, zu sehen, wie sie was machen, um eigene Ideen entwickeln zu können. Und natürlich kommt man in Sachen Käse auch an Frankreich nicht vorbei. 2011 reiste sie ins Land der raffinierten Käsevielfalt. Hier verhält es sich wie in den Niederlanden: Es gilt, ein Handwerk zu erlernen. Theorie, so Grosch, ist wichtig, aber das Hinschauen und Wahrnehmen ist die geerdete Form des Lernens, auf der alle spätere Theorie aufbaut. Sie sammelte wertvolle Eindrücke in Genossenschaftsmolkereien und Hofkäsereien.

Solcherart gerüstet trat Grosch 2013 in einer Käseakademie zur Prüfung als zertifizierte Fromelière an. Sie verließ sie als Kursbeste. Doch sie wollte mehr. Beim Bundesverband Naturkost Naturwaren e. V. absolvierte sie eine Schulung zum Thema Biosiegel und deren gesetzliche Grundlagen. Für Grosch stand von Anfang an fest: Bei mir gibt es keine Industrieware, sondern nur Käse – Natur pur. Und das, so räumt sie ein, ist ein zeitintensiver Weg, bis man in der Spitze der Käseverarbeitung ankommt. Genau da wollte sie hin. So führte ihr Weg im Jahr 2014 ins französische Vallé Verte in ein Seminar für Käsespezialitäten. Und sie setzte gleich noch einen drauf, indem sie beim Verband für handwerkliche Milchverarbeitung den Kurs „Hofkäseschule“ belegte. Eine weitere Spezialisierung. Während ihres langen Ausbildungsweges reifte bei Katrin Grosch nun langsam der Entschluss, sich selbstständig zu machen. Um die Findungsphase abzurunden, fehlten noch zwei Ziele in Sachen Käse. 2015 reiste Katrin Grosch durch das österreichische Vorarlberg sowie ins schweizerische St. Gallen, Appenzell und nach Graubünden. Damit war sie an ihrem gesteckten Ziel angekommen. Im Jahr 2016 eröffnete sie ihren eigenen Laden, das Findorffer Käsekontor, in Findorff.
Sie hat diesen Stadtteil ganz gezielt ausgesucht, einfach, weil er lebendig ist und von eben solchen Geschäften wie dem ihren lebt. Dass diese Entscheidung richtig war, so Grosch, zeigt sich durch die breitgefächerte Kundschaft, die auch von außerhalb kommt, um „ihre“ Käsesorten zu bekommen. Das Findorffer Käsekontor ist ein Kosmos für sich, der natürlich vom Käse dominiert wird, aber auch alles bietet, was es rund um dieses Produkt gibt. Beispielsweise selbstgemachte Frischkäsezubereitungen, Quiche, Blätterteiggebäck und Baguette, Oliven, Antipasti, und Biobrote, ja, selbst erlesene Weine sind im Angebot zu finden sowie Cidre und Poiré und Küchenaccessoires wie kühlbare Schieferbretter, Raclettepfännchen, Käsemesser und, und, und.

Katrin Grosch hat rund 150 Käsesorten im Angebot, die innerhalb saisonaler Schwankungen variieren. Es handelt sich ausschließlich um ein handverlesenes Sortiment, wie die Fromelière betont. Dazu gehören neben saisonalen Käsesorten wie Abondance aus der Haute-Savoie und Salers aus der Auvergne (Frankreich) natürlich auch Sorten wie englischer oder irischer Cheddar und holländischer Gouda in den unterschiedlichsten Reifestufen. Damit nicht genug: Wer will, kann Käseplatten für private oder geschäftliche Anlässe bestellen oder Fonduegeräte für bis zu 12 Personen ausleihen. Für Fromage-Interessierte bietet Katrin Grosch auch Tastings und Seminare zum Thema Käse an.
Das Findorffer Käsekontor lebt eine Philosophie rund um das Produkt. Wer will, kann einfach nur schnell einen Camembert kaufen, wer die Welt des Käses jedoch erleben möchte, muss allerdings ein wenig Zeit mitbringen, denn Beratung wird hier großgeschrieben. Insgesamt zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versehen in einem rollierenden System den Dienst hinter der Theke. Wer Fragen hat, muss sie nur stellen. Die Idealvorstellung von Katrin Grosch: Wenn sich durch die Beratung ein stimmiges Gesamtbild darstellt, das sich aus den Komponenten Qualität und Zufriedenheit ergibt, dann habe ich mein Ziel erreicht. Die Weine aus ihrem Angebot stammen aus dem Findorffer Weinladen gleich nebenan und sind abgestimmt auf ihre Käsevariationen. Und noch etwas: Wer seinen Camembert punktgenau zum Reifegrad genießen möchte, kann sich vertrauensvoll an Katrin Grosch oder an ihr Team wenden. Guten Appetit!
www.findorffer-kaesekontor.de



