
Hautnah
In Bremen verwurzelt,
die Zukunft im Blick
Dr. Sonja Kastin –
Neues Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen
Text: Andreas Schack
Fotos: Tristan Vankann, Jan Rathke, Björn Hake & Michael Ihle
Dr. Sonja Kastin führt seit Oktober das Privatkundengeschäft der Sparkasse Bremen. Als neues Vorstandsmitglied setzt sie auf starke Teams, digitale Exzellenz und echte Nähe. Im Sommer war die 43-Jährige noch mit ihrem Mann, den zwei Kindern und den Schwiegereltern in Schottland unterwegs: drei Wochen Sonne, Natur, gemeinsame Zeit. Jetzt steckt ihre Energie wieder in Bremen.
Hier ist sie zu Hause, hier wuchs sie auf: „Im Hotel Deutsche Eiche, daher liegt mir der Umgang mit Menschen im Blut.“ Hier ging sie in die Schule, studierte und promovierte. Nach der Promotion an der Forschungsstelle Finanzpolitik über den Länderfinanzausgleich führte sie der Weg in die Bankenwelt, nach Frankfurt und Hamburg. 2022 kehrte sie als Leiterin der Firmenkunden-Niederlassung der Commerzbank zurück in die Heimat.
Neue Rolle, vertrauter Ort
Seit Oktober ist sie Mitglied im Vorstand der Sparkasse Bremen, verantwortlich für das Privatkundengeschäft: von Filialen und Private Banking über private Immobilienfinanzierung bis hin zu Marketing und Kommunikation. Inhaltlich managte sie diese Bereiche bereits ein Jahr lang als Generalbevollmächtigte. Diese Zeit diente der Vertiefung regulatorischer Anforderungen. „Mir war wichtig, erst zuzuhören. Wirklich zu verstehen, was uns ausmacht. Nur so entsteht die Basis, um gemeinsam zu gestalten.“ Die vergangenen Monate haben ihr gezeigt, „wie stark die Sparkasse Bremen ist – fachlich, menschlich und kulturell. Und das soll für noch viel mehr Bremerinnen und Bremer erlebbar werden.“
Was steht für sie ganz oben auf der Agenda? „Die Kundensicht noch radikaler in den Mittelpunkt stellen. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie soll den Alltag leichter machen. Unser Anspruch: digitale Exzellenz und persönliche Beratung. App und Handschlag gehören zusammen. KI und Persönlichkeit sind kein Widerspruch.“

Begegnungsorte statt Schalterhalle
Diese Haltung prägt auch das Konzept der Stadtteilfilialen. 15 sollen es werden – die nächsten sind Hastedt, Vegesack, Osterholz und die Stadtteilfiliale Mitte Am Brill. Es sind Begegnungsorte, keine Schalterhallen. „Vom Immobilienkauf bis zur Altersvorsorge oder einfach als Unterstützung in der digitalen Welt, Menschen wünschen sich ein Gegenüber. Vertrauen und Nähe bleiben wichtig. Sie sind das neue Alleinstellungsmerkmal.“
Während andere Institute rein auf Digitalisierung setzen und den direkten Kontakt nur noch ermöglichen, wenn man entweder über die finanziellen Mittel von Elon Musk verfügt oder sich stoisch durch eine Vielzahl an Hotlines telefoniert hat, sagt Sonja Kastin klar: „Wir brauchen nicht nur Effizienz, sondern mehr persönlichen Kontakt. Nur so sind wir für Menschen aller Generationen ein echter Partner – für ihre wirklich wichtigen Zukunftsfragen.“
Wertpapiere als Schlüssel zur Zukunft
Ein weiteres Herzensthema: finanzielle Vorsorge. „Altersarmut nimmt zu – und sie ist leider weiblich. Das Sparbuch allein reicht nicht mehr für einen entspannten Ruhestand. Aktivität am Kapitalmarkt muss so selbstverständlich werden wie das Girokonto.“ Dafür braucht es mehr Bildung rund um Finanzthemen. Und zwar nicht erst, wenn man alt genug ist, eine Unterschrift leisten zu dürfen, Auto zu fahren oder andere weitreichende Entscheidungen in seinem Leben zu treffen. Bereits in der Schule sollen junge Menschen begeistert werden, ihre Zukunft aktiv zu gestalten. Es braucht also mehr Unterstützung und attraktive Angebote. „Gerade starten wir ein besonders günstiges Depot für junge Menschen: einfach, digital, sicher – und anders als bei reinen Online-Brokern gibt es bei uns verlässlichen Service und persönlichen Austausch, wenn gewünscht.“
„Wenn Wertpapiere so normal werden wie das Girokonto, sind wir einen großen Schritt weiter.“

200 Jahre als Einladung zum Aufbruch
Tradition oder weiße Leinwand – was bedeutet ihr das Jubiläum der Sparkasse Bremen? „Beides: Ein stolzes Erbe und eine Einladung zur Weiterentwicklung“, betont sie. „In 200 Jahren hat die Sparkasse Bremen gezeigt, dass sie Wandel kann und ihren Werten treu bleibt.“ Heute heißt das: Standorte modernisieren, Innovationen vorantreiben, Organisation neu denken – alles für ein starkes Kundenerlebnis.
Die Sparkasse Bremen ist bundesweit für modernste Arbeitsformen bekannt: eigenverantwortliche Teams statt klassischer Hierarchien. 1.200 Menschen, die Verantwortung teilen. „Für ein Unternehmen unserer Branche und Größe ist das einzigartig. New Work ist hier kein Buzzword, sondern gelebte Überzeugung. Im Zeitalter der Digitalisierung braucht es eine Kultur, die Offenheit, Flexibilität und Neugierde fördert und einfordert, für schnelle und kreative Antworten auf volatile und komplexe Situationen.“ Sichtbar wird dieses Verständnis im neuen Campus an der Universität, den Stadtteilfilialen und gezielten Investitionen in Menschen und Technik.
Rückenwind für die Stadt
Auch die Bremerinnen und Bremer profitieren davon: rund 600 Projekte fördert und ermöglicht die Sparkasse Bremen jedes Jahr. Welche liegen ihr besonders am Herzen? „Ich bin Mama. Die Zukunft unserer Kinder ist mir wichtig. Wer Startchancen verbessert, tut etwas für die gesamte Stadt.“ Dazu gehören große Aktionen wie das Programm ‚Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche‘ in zwölf Bremer Kulturorte und viele kleinere Projekte in den Stadtteilen wie zum Beispiel die ‚Lernferien‘ an einer Oslebshauser Schule. „Dieses gesellschaftliche Engagement ist das Herz der Sparkasse – und auch persönlicher Antrieb.“ Auch in der Gründerszene ist die Sparkasse Bremen fest verankert: Arbeitsplätze im Campus Space, lebendiger Austausch, ein Accelerator, ein Venture-Capital-Fonds mit der Bremer Aufbaubank und privaten Investoren. „Netzwerk, Zugang zu Finanzierung und einfach mal zuhören – das brauchen Gründerinnen und Gründer. Und wir bieten das hier vor Ort.“ Viele Sparkassen schauen sich das in Bremen ab.

Familie und Beruf
Ein typischer Tag beginnt früh: „10.000 Schritte vor der Arbeit: das ist das Ziel, auch wenn manchmal das Leben mit anderen Ideen dazwischen kommt.“ Danach etwas Familienzeit beim gemeinsamen Frühstück, bevor es für alle los geht. Dienstags stehen Vorstands- und Kreditsitzung im Kalender. An den anderen Tagen wechseln sich persönliche Begegnungen und Strategiethemen ab. „Ich will wissen, was unsere Kundinnen und Kunden bewegt, genauso wie unsere Kolleginnen und Kollegen. Deshalb bin ich regelmäßig in den Filialen und Teams unterwegs.“
Wenn Zeit bleibt, geht es mit dem Camper los. „Zu viert auf 12qm, das verbindet! Ich genieße die Einfachheit und die Flexibilität, täglich neu zu entscheiden, wo es hingeht.“ Seit kurzem gehört auch das Segeln zu diesen Familienmomenten. „Feierabendsegeln auf der Weser ist Entspannung pur.“
Wie gelingt es ihr, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen? „Zur Wahrheit gehört: Das ist ein andauernder Balanceakt zwischen Anspruch und Alltag.“ Ohne intensive Planung und familiäre Unterstützung ginge es nicht. Wichtig sei, keinen Perfektionismus zu pflegen. „Vereinbarkeit ist immer ein Kompromiss und gekaufte Kekse sind oft auch gut genug.“

Mut, Gelassenheit und ein Schlossgespenst
Geprägt haben Sonja Kastin Menschen, die Neues wagen. Schon früh arbeitete sie mit Führungspersönlichkeiten, die Strukturen hinterfragten und aufbrachen. Heute sind es auch ihre Kinder, die sie inspirieren. „Mit ihnen wird Komplexes plötzlich einfach. Ein stressiger Tag randvoll mit Terminen wird so zur Gelegenheit, vielen spannenden Menschen zu begegnen. Diesen unbefangenen Blick sollten wir uns im Alltag öfter gönnen.“
Abends liegt auf ihrem Nachttisch kein Fachbuch, sondern ‚Zippel, das Schlossgespenst‘. „Vorlesen, das erdet.“
Geerdet, in der Stadt verwurzelt und mit Lust auf Zukunft – so gestaltet Dr. Sonja Kastin den Weg der Sparkasse Bremen.



