
Schwachhausen
Deutsche KlimaStiftung
Der steinige Weg ins Klimaparadies
Text: Alexander von der Decken
Fotos: Deutsche KlimaStiftung
Der Zufall ist der Spiegel des Alltags, in dem man so manches entdeckt, was man dort nicht erwartet. Beispielsweise die Deutsche KlimaStiftung in der Arnold-Böcklin-Straße 14 in Bremen-Schwachhausen. Es gibt in Deutschland sicherlich namhafte Metropolen, denen man ebenfalls eine hohe Durchschlagskraft in Sachen Klima zutraut, warum also Bremen so hoch im Nordwesten an der Peripherie? Der Grund hierfür ist unter anderem vermutlich, so paradox es klingt, eben die Lage, sprich die Nähe zu Bremerhaven mit dem Alfred-Wegener-Institut, das in Sachen Klimaforschung eine führende Rolle einnimmt und daher für den Standort Bremen attraktiv ist.
Das Klima ist ein viel diskutiertes Dauerthema, das immer ein wenig am Rande der politischen Agenda vor sich hinschlummert und in der öffentlichen Wahrnehmung daher oftmals nur verwässert ankommt. Und genau das will die Deutsche KlimaStiftung ändern. Und zwar auf breiter Ebene. Seit 2009 ist sie bundesweit und international aktiv. Im Rahmen unterschiedlichster Initiativen bis hin zu Bildungsprogrammen versucht die Stiftung, ein Klimabewusstsein bei Jung und Alt zu wecken. Arne Dunker, der Geschäftsführer und Gründer der Stiftung ist, weiß um die Schwierigkeit dieses Unterfangens, zumal es sich um ein gesellschaftspolitisches Phänomen von großer Dringlichkeit handelt. Da nütze es nichts, nur mit dem Zeigefinger auf Missstände zu weisen, so Dunker, es gelte, Synergien herzustellen. Denn das Thema als solches tauche zwar immer wieder in der täglichen Debatte auf, sei also theoretisch im Bewusstsein, aber eben nicht mehr. Es gilt, diese latent vorhandene Wahrnehmung in Handlungsbahnen zu lenken, damit am Schluss Ergebnisse stehen. Nur wenn dieser Handlungsbogen in der Breite zu einem gewohnheitsmäßigen Wollen wird, werde sich auch Nachhaltigkeit in Sachen Klima einstellen.


Die KlimaStiftung baut in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichsten Aktionen, unter anderem auf das Projekt „Klimagesichter“, das von der Wanderausstellung „Klimaflucht“ thematisch flankiert wird. Sie ist seit 2016 unterwegs und bundesweit im Einsatz. Hierbei informieren lebensgroße Figuren in Audiobeiträgen aus ihrem Leben und sprechen klimaspezifische Themen in den Herkunftsländern an. Im Rahmen dieses Verbundprojekts werden Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund zu Klimabotschafterinnen und -botschaftern ausgebildet, die dann Workshops in Schulen und anderen Einrichtungen anbieten. Aktuell wird das Projekt durch kulturelle Angebote, zum Beispiel Audiowalk-Inszenierungen in Großstädten wie Berlin und Bremen, erweitert.
Damit nicht genug: Das Projekt BBNE-Lobby (Berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung) ist ein weiterer Baustein im Portfolio der KlimaStiftung. Hierbei steht der Gedanke der Effizienz im Vordergrund. Zusammen mit Partnern wie der Universität Paderborn und der Hochschule Bremerhaven sollen Lösungsansätze im Berufsleben unter Realbedingungen erarbeitet werden. Heißt: Es gilt, bereits in Unternehmen initiierte Klimaschutzansätze auf Machbarkeit und Effizienz hin abzuklopfen und durch Hierarchien hindurch transparent zu machen und umzusetzen. Je weiter gefächert der Klimagedanke gedacht wird, desto höher ist die Strahlkraft hinein in die öffentliche Wahrnehmung. Das Ziel ist, alltagstaugliche Synergien für eine praktikable Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutz herzustellen. Mit der Idee „So geht Zukunft“ wendet sich die Stiftung darüber hinaus an Schüler der 9. bis 11. Klassen. Im Rahmen von Workshops und multimedialen Bühnenshows soll aufgezeigt werden, welche beruflichen Perspektiven sich im Bereich des Klima- und Umweltschutzes auftun. Zusätzlich werden Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte angeboten.

Ideen sind das Produkt freien Assoziierens. Damit sie in die öffentliche Aufmerksamkeit eindringen können, müssen sie über Netzwerke oder Plattformen kommuniziert werden. Neben den bereits angesprochenen Möglichkeiten gibt es auch die über das bedruckte Papier, das Buch. Hierzu gehört es, gesellschaftliche Narrative zu reflektieren. Die Klima-Stiftung bietet die Möglichkeit, dies im Projekt „Klimazukünfte 2050“ zu tun – einer Sammlung visionärer Ideen. Das Spannende hierbei ist, Dinge im Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) schon einmal für die Gegenwart vorzuformulieren. Im Klartext lautet die alles bestimmende Frage daher „Was wäre, wenn ich dieses oder jenes getan haben würde“. Eine Gedankenspielerei mit vielen Variablen, die dennoch schon einmal Ziele benennen – egal, wie utopisch sie seien mögen. Es handelt sich um einen Schreibwettbewerb, der sich an Autorinnen und Autoren jeden Alters wendet. Vorbedingungen gibt es keine, jeder kann zum Stift greifen, ob Profi oder nicht. Die Umwelt- und Klimavisionen erscheinen dann in Buchform, einer Präsentation der unterschiedlichsten Geschichten zum Thema. Der Titel des Projekts „Klimazukünfte 2050“ ist gleichzeitig auch der Titel der beiden Veröffentlichungen, die bereits erschienen sind und für die die KlimaStiftung zusammen mit dem Autor Fritz Heidorn und dem Hirnkost-Verlag den Kurd-Laßwitz-Preis erhielt.
Der Geschäftsführer der Stiftung Arne Dunker weist darauf hin, dass es sich bei der Schaffung eines neuen Klimabewusstseins um einen langwierigen Prozess handele – und dass dem Bildungssektor hierbei eine Schlüsselrolle zukomme. Die Zeit der tradierten gesellschaftlichen Reflexe bei der Lösung akuter Probleme sei vorbei, sie greifen nicht mehr. Im Klartext: Das Vertrösten auf morgen ist eben nur ein Verschieben der Sorgen – und genau dafür sei die Zeit nicht mehr vorhanden. Denn es handele sich schon längst nicht mehr nur um die Thematik von Umwelt und Klima, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das ein allumfassendes Umdenken erfordere. Vom Konsumverhalten über Fragen der Mobilität, dem Energieverbrauch bis hin zu neuen Strategien für einen nachhaltigen Wohlstand in Freiheit. Hierbei gilt es, die Freiheit des Denkens zu stärken, um demokratisches Handeln zu ermöglichen.
Die Deutsche KlimaStiftung ist eine rechtsfähige, gemeinnützige Stiftung und finanziert ihre Arbeit zum großen Teil über Drittmittel und Spenden.
www.deutsche-klimastiftung.de



