
Schwachhausen Magazin
AECHT
aus Schwachhausen
In der Boutique von Andrea Lindner
entdecken Frauen ihren echten Look
Text: Andreas Schack
Foto: Vera Döpcke & Aecht
„Das hätte ich mir selbst nie ausgesucht“, gibt die Frau vor dem Spiegel zu, während sie sich zufrieden lächelnd und fast tänzelnd im Spiegel betrachtet. Andrea Lindner kennt diese Momente. „Wenn eine Kundin strahlt, weil sie sich neu entdeckt, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.“ Es sind diese besonderen Augenblicke, für welche die Modehändlerin vor sechs Jahren ihre Boutique in der Scharnhorststraße eröffnet hat.
AECHT heißt ihr Damenmodegeschäft, gesprochen wie „echt“. Der Name ist ein Wortspiel aus den Initialen A und E ihres Geburtsnamens Andrea Ebersbach. Doch dahinter steckt noch mehr: „Mode soll nicht verkleiden, sondern beflügeln“, erklärt sie. Ihr Ziel ist es, Frauen zu ihrem „echten Look“ zu führen – authentisch, mutig und nicht verkleidet. Viele Kundinnen wagen hier etwas, das sie allein im Geschäft nie ausgewählt hätten. „Und wenn sie sich dann mit leuchtenden Augen im Spiegel sehen, spüre ich die positive Energie. Das beflügelt mich auch.“
Wer die Tür zu AECHT öffnet, wird von Andrea und ihrem Team herzlich begrüßt. „Viele erzählen, sie hätten sich erst nicht reingetraut, weil sie bei einer Boutique an etwas Strenges denken. Aber sobald sie drin sind, fühlen sie sich wie zu Hause.“
Die 37-Jährige hat den Standort in Schwachhausen bewusst gewählt. „Man kennt sich hier, winkt sich zu. Das wollte ich auch für meinen Laden.“ Ihr Corporate Design in Schwarz-Weiß-Gold zieht sich durch die Geschäftsausstattung. Doch sobald der Blick über die Regale im Laden schweift, fallen die kräftigen Farben ins Auge: Pink, frisches Grün, warme Erdtöne. „Wir trotzen dem Bremer Wetter. Bei uns gibt es auch im Winter etwas Fröhliches“, verspricht sie.
Mode mit Stil
Das Sortiment ist handverlesen. Dazu gehören Labels wie Summum aus Amsterdam und nachhaltige Jeans von Dawn Denim, ebenso wie die farbenfrohen KKNEKKIs – Haar- und Armbänder, die längst Sammelstatus haben. „Bei Dawn Denim können Kundinnen den Näherinnen per QR-Code ein Trinkgeld senden. Das Konzept hat mich sofort begeistert.“ Preislich bleibt AECHT bewusst im mittleren Segment. „Eine Jeans für 140 Euro ist eine Investition, aber eine faire. Mode soll Freude machen, nicht Kopfschmerzen. Hier soll man sich immer etwas gönnen können.“

Geschichten aus dem Laden
Die Geschichten, die Andrea erzählt, zeigen, was Mode bedeuten kann. Dazu gehört auch die 86-jährige Stammkundin, die sich erst kürzlich eine moderne Lederjacke gönnte. „Einfach, weil sie Lust darauf hatte. Das ist für mich Modeglück.“ Oder die Tennismädchen, die nach dem Training mit ihrem Hollandrad vorbeikommen, um die neuesten KKNEKKIs zu kaufen. „Die sammeln sie wie wir früher Stickeralben. Jede neue Farbe muss dabei sein.“
Auch unterwegs im Stadtteil entdeckt Andrea ihre Looks wieder. „Neulich stand ich an der Ampel, und neben mir fuhr eine Kundin im kompletten AECHT-Outfit. Eine weiche Sommerjeans, ein fliederfarbener Sweater, dazu ein T-Shirt in der gleichen Farbe. Sie sah so entspannt aus, dass ich dachte: Ja, genau das ist schöne Bremen-Mode.“
Beratung mit Herz
Für Andrea ist Beratung kein Beiwerk, sondern Kern ihrer Arbeit. Sie erklärt, wie ein Outfit sich schnell verwandeln lässt: Ein Hosenanzug wirkt mit Sneakern sportlich, mit Pumps und Clutch elegant. „Mode lebt von Nuancen. Accessoires entscheiden oft über den Charakter.“
Beliebt sind auch die Private-Shopping-Abende in ihrer Boutique, bei denen Kundinnen oft schon vor Verkaufsstart die neuen Kollektionen entdecken können. „Wir machen das mit Prosecco und viel Zeit, fast wie ein kleines Event.“ Oder das Style-Coaching, bei dem Kundinnen ihre „Schrankleichen“ mitbringen. „Dann puzzeln wir sie zusammen und mit ein, zwei neuen Teilen entstehen plötzlich ganz neue Looks.“

Ein Team wie Familie
Hinter AECHT steht ein kleines, eingespieltes Team. Eva, langjährige Freundin und Trauzeugin, arbeitet fast seit Beginn mit. Heike, früher Stammkundin, unterstützt seit ihrer Rente im Verkauf. Malin, Anfang 20, bringt frischen Blick und Social-Media-Kompetenz. „Wir haben keine Hierarchien. Jede bringt ihre Stärken ein, und die Kundinnen spüren das. Es fühlt sich eher an wie eine Familie.“
Und dann war da noch Dackel Mylo. Fast 18 Jahre begleitete er Andrea. „Viele Kundinnen fragten sofort beim Reinkommen: Ist Mylo heute da?“ Bei ihrer Hochzeit auf Amrum – der Rückzugsort des Paares – war er natürlich auch dabei, „als inoffizieller Trauzeuge“. Viele Stammkundinnen haben ihn ebenso in ihr Herz geschlossen wie Andrea und ihr Mann. Schweren Herzens mussten sie ihn Anfang September gehen lassen.
Ihr Weg zur Mode erscheint rückblickend wie vorgezeichnet. Andrea wuchs in Oyten auf, studierte Freizeitwissenschaften und jobbte schon als Schülerin im Modehandel. „Mode war schon immer mein Ding. Meine Mutter erzählt, dass ich schon als Kind dreimal am Tag das Outfit gewechselt habe.“ Mit 31 erfüllte sie sich dann den Traum vom eigenen Laden, unterstützt von ihrem Mann Marcel Lindner, der die Einrichtung baute. „Wir haben den Grundriss damals mit Klebeband auf dem Boden abgeklebt. Er hat die Metallkonstruktionen gefertigt. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen.“ Heute lebt das frisch verheiratete Paar nur wenige Straßen vom Geschäft entfernt. „Es war mir wichtig, hier zu wohnen und zu arbeiten. Schwachhausen ist mein Zuhause.“

Im Herzen bleibt er immer ein Teil von ihr.
Echt Schwachhausen
Filialen in Hamburg oder Oldenburg? Nicht ihr Ziel. „Höher, schneller, weiter? Das reizt mich nicht. Ich will bis zur Rente hier stehen, beraten und Menschen glücklich machen.“ Statt Expansion setzt sie auf Beständigkeit, Nachbarschaft und den besonderen Moment, wenn eine Kundin mit leuchtenden Augen zum Spiegel geht.
Im Herbst prägen warme Brauntöne, Aubergine und Rot die Kollektion. Doch egal, was gerade Trend ist, eines bleibt: Farbe, Persönlichkeit und die Freude, Mode zu leben. Vielleicht bringt Andrea es selbst am besten auf den Punkt: „AECHT ist ein bisschen Wohnzimmer, ein bisschen Modebühne, ein bisschen Zuhause.“ Und wer einmal hier war, spürt genau das.
www.a-echt.de