
DReharbeiten
Klappe – die Dritte
Besuch bei den Dreharbeiten zur
Krimikomödie „Mord oder Watt?“
mit Oliver Mommsen
Text: Radio Bremen
Fotos: Boris Laewen, Manju Sawhney
& Michael Ihle
Als „Kommissar Lux“ löst Tim Seebach (Oliver Mommsen) regelmäßig knifflige Kriminalfälle vor der Kamera. Doch kaum hat der Schauspieler Urlaub und fährt ins heimatliche Bremerhaven-Westerfleht, passiert dort ein Mord. Gänzlich unerwünscht beginnt er, den Kommissar:innen Wiebke Tönnessen (Antonia Bill) und Malte Niebecker (Joshua Seelenbinder) bei der Aufklärung des Verbrechens zu helfen.
Und dann ist da noch Schiffsrestaurantbetreiberin Hannah Lübker (Ulrike C. Tscharre), die Seebachs Herz höherschlagen lässt und ihn regelmäßig aus seinem dezent selbstverliebten Konzept bringt. Die beiden nähern sich an. Hannah, früher Kapitänin auf großen „Pötten“, ist bodenständig, erwachsen, eine starke Frau, die mit Tims affektierter Art nicht gut klarkommt. „Aber sie spürt, dass er ein liebenswerter Mensch ist, und deshalb öffnet sie sich ihm gegenüber“, so Ulrike C. Tscharre im Interview über die Rolle der Hannah. „Die beiden werden erwachsener miteinander.“
Dreharbeiten im und am Watt
Zum dritten Mal standen Oliver Mommsen, Ulrike C.Tscharre, Antonia Bill und Joshua Seelenbinder im Sommer in Bremerhaven und Cuxhaven für „Mord oder Watt?“ vor der Kamera. Die Story der neuen Folge von ARD Degeto Film und Radio Bremen mit dem Arbeitstitel „Die wilde Hilde“: Filmkommissar Tim Seebach, der sich für einen wahren Ermittlungsprofi hält, bekommt Besuch von seiner Tante Hilde (gespielt von Angela Roy) aus den USA. Sie hat einen geheimen Koffer voller Familiendramen im Gepäck. Plötzlich wird die ortsbekannte Wattenmeeraktivistin Adele Johannson tot aufgefunden und Polizeihauptkommissarin Wiebke Tönnessen übernimmt mit ihrem Kollegen Malte Niebecker den Fall. Zu ihrem Ärger beginnt der selbstverliebte Tim Seebach ebenfalls mit den Ermittlungen und mischt sich ein. Auch Tante Hilde gerät in das Visier der Untersuchungen. Hauptkommissarin Wiebke Tönnessen muss zugeben, dass Tim Seebachs Perspektive manchmal doch zu etwas gut ist.

Eine wahre Herzenscrew
Die Dreharbeiten der Produktionsfirma Saxonia zum dritten Film der Reihe „Mord oder Watt?“ waren laut Oliver Mommsen „wie ein Nachhausekommen“. Und auch Ulrike C. Tscharre sagt über das Wirken mit diesem Team, „es ist unglaublich liebenswert kollegial, freundschaftlich. Alle freuen sich, vor und auch hinter der Kamera, sich wiederzusehen. Wir sind überwiegend alle seit dem ersten Teil dabei und es hat etwas sehr Familiäres, Herzenswarmes, wie wir miteinander umgehen.“
Antonia Bill bestätigt: „Wir sind wirklich eine Drehfamilie geworden, ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mit so tollen Kolleg:innen, so netten Menschen arbeiten darf: Wir haben eine tolle Art, miteinander umzugehen.“ Und Joshua Seelenbinder, der den Polizisten Malte spielt, bekräftigt: „Tatsächlich komme ich aus den Dreharbeiten ganz beseelt raus, weil wir uns alle so gut miteinander verstehen. Es ist ein total tolles Team.“

Der Bremer Regisseur André Erkau
Dazu trage definitiv auch der Regisseur André Erkau bei. Überhaupt – darin sind sich die vier Darsteller:innen einig: Er sei so ein unglaublich toller Mensch, ein sehr genauer Hingucker, so Antonia Bill, „er sagt genau die Sätze, die ich brauche, um wieder in meiner Rolle anzukommen. Es ist ein wunderbares Geben und Nehmen beim Drehen, ohne krasse Hierarchien.“
André Erkau wuchs in Bremen auf. Nach einer Schauspielausbildung in Hamburg und Engagements für Film und Theater studierte er in Köln Regie und schloss mit Auszeichnung ab. Die Liste seiner Filme ist lang: Ob Tatort-Drehs oder Filme wie „Liebe ist nichts für Feiglinge“, „Auf einmal war es Liebe“ und „Selbstgespräche“, für den er den Max-Ophüls-Preis für die beste Regie verliehen bekam; er ist mit Leib und Seele Filmschaffender. Seine Leidenschaft gilt den sogenannten „RomComs“, den romantischen Komödien. So lernten er und Oliver Mommsen sich auch kennen, bei den Dreharbeiten zur Liebeskomödie „Love is in the Air“ mit Jasmin Gerat. „André hat keine Angst vor Kitsch, er hat keine Angst vor Gefühlen und hat einen unglaublichen Schalk“, schwärmt Oliver Mommsen. „Er nimmt von uns Schauspielern ganz viel an und ist unglaublich offen unseren Ideen gegenüber. Und er hat ein Riesenherz. Wir sind ein Dreamteam.“
Aber in erster Linie ist das Wirken am Set harte Arbeit. Disziplin vor und hinter der Kamera, lange Drehtage und wenig Ruhe begleiten die Crew. Wie wird da die drehfreie Zeit verbracht?
„Morgens auf dem Rad zum Set! Ich liebe das! Die Fahrt am Deich entlang, das Grau und Blau von Himmel und Meer – das ist kein Arbeitsweg, das ist schon der halbe Film.“
Regisseur André Erkau

Tägliche Routinen
„Mein optimaler Start in den Tag hier vor Ort ist ein Spaziergang zum Watt“, beschreibt Oliver Mommsen eine seiner Routinen. „Morgens um 6 Uhr mit noch müden Augen Richtung Watt gehen und über die Wiese zurück. Dann kann der Tag kommen. Beim Spazierengehen kann ich jeden Gedankenknoten, jede Laune, die ich nicht haben will, loslassen.“ Fast täglich radeln die Schauspieler:innen zum Dreh. Keine Limousine, die die vier abholen muss. „Wenn es stürmt, gehe ich schon mal zu Fuß“, sagt Ulrike C. Tscharre, „aber sonst fahre ich mit dem Rad, das ich extra zu den Dreharbeiten mitgebracht habe.“ Den Tag startet sie mit Yogaübungen wie dem ‚Sonnengruß‘ am offenen Fenster. „Auch am Ende eines Drehtages liebe ich es, mir auf dem Rad den Kopf freipusten zu lassen.“
Und Antonia Bill und Joshua Seelenbinder? „Ich versuche beim Drehen viel Sport zu machen“, erzählt Antonia Bill, „damit kompensiere ich viel, kann loslassen. Und hier gibt es ein Fitnessstudio, da sporteln Joshua und ich regelmäßig zusammen.“
Wie steht Oliver Mommsen zu Tim Seebach?
„Ich mag alles an ihm, dass der so wahnsinnig unverschämt eitel sein darf, so ein gesundes großes Ego hat“, schwärmt Oliver Mommsen. „Tim Seebach ist so ein richtiger True Crime Fanatiker; der kann kriminalistisch richtig was. Und er kämpft darum, endlich ernst genommen zu werden. Er ist eine wirklich gute Spürnase. Deshalb werden Seebach und Tönnessen nie, nie, nie miteinander warm werden. Denn das nervt die gut ausgebildete und professionelle Kommissarin“, beschreibt Mommsen die Dynamik zwischen Tim und Wiebke. „Außerdem mag ich seine Klamotten“, lacht er, „ich selbst trage eher dunkelgraue bis schwarze Sachen – und jetzt sitze ich hier in Tims Klamotten im Papageienhemd und weißer Hose mit gelber Jacke.“
Die erste Szene des dritten Teils spielt beim Schönheitschirurgen. Oliver Mommsen: „Tim hat ein Thema damit, alt zu werden, ich hab‘ auch ein Thema damit. Ich bin Schauspieler, Tim Seebach ist Schauspieler. Eigentlich müsste demnächst die Produktion immer so ein halbes Jahr vor Drehbeginn bei mir vorbeischauen und gucken, ob ich mich noch bewegen kann, wie ich aussehe, was mit den Haaren ist und theoretisch könnte das alles auch für die Rolle von Tim Seebach verwendet werden.“

André Erkau (Regie)
Ein eingespieltes Team
Ulrike C. Tscharre und Oliver Mommsen kennen sich schon lange und haben oft miteinander gearbeitet. „Mit Ulrike habe ich schon sechs gemeinsame Filme gedreht“, berichtet er. „Es ist manchmal wirklich so, dass wir uns fragen, ob die Kamera an war. So etwas ist das Schönste, was dir passieren kann.“ Für die Dreharbeiten von „Mord oder Watt?“ ist das von großem Vorteil: „Wir hatten eine sehr persönliche und intime Szene im Watt und schaffen es, das ganze Drumherum, die Kamera, einfach auszublenden, weil wir so gut miteinander funktionieren.“ Ulrike C. Tscharre ergänzt: „Bei uns gibt es so ein gewisses Vertrauen, mit dem wir uns ganz gut in die Situation hineingeben und uns auch gegenseitig sehr unterstützen können. Das macht es viel einfacher.“
Und was hat es nun mit den Familiengeheimnissen von Tante Hilde auf sich? Und wie ist die Umweltaktivistin gestorben? Das verraten die Schauspieler:innen nicht und erfahren die Zuschauer:innen erst im nächsten Jahr – dann soll die dritte Folge der Krimikomödie „Mord oder Watt?“ von ARD Degeto Film und Radio Bremen im Ersten und in der ARD Mediathek zu sehen sein.
Übrigens: Im August stand Oliver Mommsen mit „Vanya“ auf der Bühne des ausverkauften Berliner Ensembles und spielte alle acht Rollen der neuen Version von Anton Tschechows „Onkel Wanja“ – geschrieben von Simon Stephens. Vom 10. bis zum 21. September ist er damit in der Komödie Winterhuder Fährhaus zu sehen.
www.radio-bremen.de